Die Grüne Lunge der Stadt: Corker Parklandschaften 1: Fitzgerald Park

Ich gebe es zu, ich liebe es, in einer Stadt zu leben. Alle wichtigen Geschäfte sind bequem zu Fuß zu erreichen, und für alles andere gibt es öffentlichen Nahverkehr, und Systeme wie Coca Cola Zero Bikes. Selbst überzeugte Staddtmenschen wie ich brauchen aber ab und an auch etwas Grün, um nicht komplett durchzudrehen. Und dass ist einer der Punkte, die in Cork zu wünschen übrig lassen, es gibt in der Innenstadt kaum vernünftige Parks. Es gibt allerdings auch einige absolute Perlen, und ich hab vor, diese in einer Reihe von Posts etwas genauer zu beschreiben. Ja, mir gehen die Themen aus ;) Kleine Vorwarnung noch. Nicht alle Bilder sind aktuell, einige stammen aus meinem “Archiv”, alle stellen aber den aktuellen Stand des Parks dar.
Den Anfang macht der Fitzgerald Park, am westlichen Ende der Innenstadt gelegen. Der Park befindet sich im Stadtteil Mardyke. Dieses Gebiet war traditionell ein Sumpfgebiet, noch sumpfiger als der Rest von Cork, und wurde daher erst recht spät erschlossen, die Trockenlegung begann erst im 18. Jahrhundert. Eine der Nachwirkungen dieser Vergangenheit ist, dass Mardyke sich bis heute durch eine recht lockere Bebauung auszeichnet. Dies ist auch im Park und seiner Umgebung sichtbar, wird er doch auf einer Seite vom Cork Cricket Ground und auf der anderer Seite von der Mardyke Arena, einem Sport-, und Leichtathletik-Komplex des University College Cork eingerahmt.

Erreichbarkeit

Es gibt ein paar Parkplätze am Mardyke Walk, der Straße, an der der Fitzgerald Park liegt, da diese Straße jedoch recht schmal ist, und auch eine Reihe Wohnhäuser erschließt, würde ich davon abraten, mit dem Auto zum Park zu fahren. Es gibt eine Reihe von Bushaltestellen in der Nähe, nicht zuletzt, da der Campus des University College Cork ganz in der Nähe ist, allerdings ist  Rad fahren die beste Möglichkeit, den Park zu erreichen, von der Innenstadt aus ist man knapp 10 Minuten unterwegs. Nicht weniger als 3 Stationen des Fahrradmietsystems Coca Cola Zero Bikes befinden sich in der Nähe, eine befindet sich direkt vor dem Haupteingang. Sollte diese Station voll sein, kann man auch die Stationen Bandfield oder Gaol Walk, beide sind nur wenige Gehminuten vom Park entfernt.
Hattet ihr ernsthaft erwartet, dass ich einen Artikel über Cork raushaue, OHNE mindestens ein Foto einer One-Zero-Bikes-Station reinzuschmuggeln?
Aber mal ernsthaft, die Station Fitzgerald Park steht direkt gegenüber des Haupteingangs. Besser geht es kaum noch.

Fitzgerald Park

Panoramabild des "neuen" Parkteils. Ganz gut gelungen in meinen Augen.
Der Park selbst hat im Endeffekt zwei Gesichter. Ein Teil des Parks, insbesondere der Bereich in der Nähe des Haupteingangs, ist in den letzten Jahren massiv umgestaltet worden, und zeigt sich als ein interessanter, futuristischer Park. Chrom-Sphären sind im ganzen Bereich verteilt, ebenso farbenfrohe Unterstände, eine Bühne mit Bandstand, in dem im Sommer Filme und Konzerte stattfinden,  zumindest sofern das Wetter es erlaubt, was in Irland eher selten ist. Das Highlight ist aber auf jeden Fall der Sky Garden, welcher 2011 eine DER Sensationen auf der Chelsea Flower Show in London, einer renommierten Gartenausstellung, war. Er ist hier zwar nicht aufgehängt, liefert aber trotzdem schöne Ausblicke über den River Lee, und den Stadtteil Sundays Well am Nordufer des River Lee.


Ich kann mir nicht helfen, diese Sphären wirken irgendwie faszinierend... und erinnern mich an ein Buch von Michael Crichton.
Immer das Auge offenhalten - Dieses komische Gebilde ist der Sky Garden,  eine der Attraktionen des Parks, auch wenn er auf dem Boden der Tatsachen bleibt. 
Aussicht vom Sky Garden aus auf den Stadtteil Sundays Well.
Vorbei am am Bandstand und Cork Public Museum kommt man in den “alten” Bereich des Parks. Auch dieser ist noch angenehm, wenn auch weniger spektakulär. Der Mittelpunkt, zusammen mit der Uferpromenade am River Lee ist ein Teich mit Springbrunnen, nur für den Fall, dass einem das Wasser im Lee nicht ausreicht. Im letzten Jahr wurde hier außerdem ein neuer Abenteuerspielplatz erbaut, eine gute Möglichkeit, um Kinder ruhigzustellen, falls man mit ihnen unterwegs sein sollte. Allerdings hat sich die Auswahl eines auf Grund gelaufenen Piratenschiffs als treffender herausgestellt, als den Stadtplanern lieb ist. Nach einer Reihe starker, niederschlagsreicher Stürme im Winter 2015/2016, in Zuge dessen Teile des Fitzgerald Park überschwemmt wurden, stand der Spielplatz noch unter Wasser, als der Rest des Parks schon lange wieder trockengefallen war. 
Okay, ich gebe auf. Was zum Geier soll das hier sein?
Dieser Teich bildet, zusammen mit der Uferpromenade, eines der Zentren des alten Parkbereiches. 
Panoramaaufnahme des alten Parkbereichs.
Daly's Bridge, von den Leesidern auch "Shaky Bridge" genannt, und ja der Name ist Programm.  Auch wenn sie sich technisch gesehen schon jenseits des westlichen Parkausgangs befindet, sollte die einzige Hängebrücke im Stadtgebiet von Cork doch auf jeden Fall mit erwähnt werden.
Die Brücke verhindet den Stadtteil Sundays Well am Nordufer des River Lee mit dem Stadtteil Mardyke.  Sie wurde 1927 eröffnet, um den Bewohnern von Sundays Well einen direkteren Zugang zum damals dort befindlichen Park und Ausstellungsgelände zu ermöglichen.

Cork Public Museum

Man könnte meinen, dass ein Museum in der Mitte eines öffentlichen Parks etwas fehl am Platz wirkt, allerdings ist das Cork Public Museum genau das, was den Park von anderen unterscheidet. Das Museum selbst besteht aus zwei Gebäuden. Das ältere wurde 1845 erbaut, lange bevor es den Park gab. Das ursprünglich als “The Shrubberies” bekannte Anwesen wurde von der Familie Beamish, einer der beiden Brauereidynastien aus Cork, errichtete, und als Wohnsitz genutzt. Um die Jahrhundertwende verkaufte die Familie Beamish dann an die Stadt, zusammen mit ihrem kompletten Anwesen, an die Stadt Cork. Auf dem Gelände, das praktisch ganz Mardyke umfasste, wurde dann 1902/1903 die Internationale Ausstellung Cork durchgeführt. Nach dem Ende der Ausstellung wurde das Gebäude dann ab 1910 zum ersten Mal als Museum genutzt. Nur zehn Jahre später war damit aber auch erst mal wieder Schluss. Nachdem Pro-Britische Hilfstruppen, die berüchtigten “Black & Tans” im Zuge des Irischen Unabhängigkeitskrieges einen beträchtlichen Teil der Innenstadt in Schutt und Asche gelegt hatten, das Rathaus inbegriffen, wurde das Museum in ein Verwaltungsgebäude verwandelt, während der Wiederaufbau lief. Während des 2. Weltkriegs, in Irland als “The Emergency” bekannt, waren dann die Büros des Luftuschutzdienstes der Stadt Cork im Museum untergebracht. Nach dem Ende des Krieges wurde das Gebäude dann 1945 wieder als Museum eröffnet. 1996 wurde das Museum dann massiv erweitert. Ein neuer Anbau, der die Grundfläche des Museums mehr als verdoppelt, wurde 1996 eröffnet. Praktisch alle Ausstellungen finden heutzutage im Anbau statt, währen das ursprüngliche Gebäude mittlerweile wieder, wer hätte es gedacht, als Verwaltungsgebäude, diesmal für das Museum, verwendet.
Der neu gestaltete Eingangsbereich des Parks weißt einen schon auf das Museum hin.
Der Eingang zum Museum ist ziemlich versteckt im Verbindungsbau zwischen dem  Anbau und dem ursprünglichen Museumskomplex.
Hier sieht man auch die große Glasfassade, die leider vom Museum fast gar nicht genutzt wird.
So sieht der Park aus, wenn tatsächlich mal was wächst. Aus dieser Perspektive sieht man auch das Café. Ich muss das wirklich mal ausprobieren, wenn ich das nächste mal da bin. 
Die Dauerausstellung des Museums schildert die Geschichte Corks von den ersten Siedlungen während der Jungsteinzeit, über St. Fin Barres Kirchen-, und Klostergründung im Jahr 606 nach Christus, und die Stadtgründung im Jahr 1185 bis in unsere Tage. Gleich hinter dem Haupteingang befindet sich ein Modell der Stadt, wie sie im Jahr 1185 aussah, nicht mehr als der heutige Straßenzug North Main Street / South Main Street, flankiert von niedrigen Holzhäusern, mit Feldern für die Selbstversorgung hinter den Häusern, gekreuzt von einem Arm des River Lee auf Höhe der heutigen Castle Street, alles umgeben von der Stadtmauer, die mit Abstand das massivste Gebäude der Stadt war. Das ganze ist in diesem Youtube-Video sehr gut dargestellt, das Cork im Jahr 1690 zeigt. Selbst damals fand die meiste Stadt noch Platz innerhalb der Mauern von 1185.
Das Museum ist erfrischend altmodisch, und verzichtet weitgehend auf Multimedia-Overkill. Exponate sind auf die “altmodische” Art in Vitrinen ausgestellt. Das ist andererseits auch der größte Kritikpunkt, den ich habe. Gerade die Vitrinen mit den Exponaten aus späteren Zeiten sind teilweise ziemlich überladen, so dass man schon genau nachschauen muss, um zu raffen, was man da jetzt genau vor sich hat. Auch ist die Ausstellung ziemlich dunkel und auf künstliches Licht angewiesen. Dies ist insoweit schade, als das Gebäude über eine durchgehende, nach Westen gerichtete, Glasfassade verfügt, die jede Menge natürliches Licht abbekommt. Thematisch findet man faktisch keine wirklich guten Informationen zum Unabhängigkeitskrieg und zum Irischen Bürgerkrieg 1922/1923, und das obwohl eine der Schlüsselfiguren dieser Zeit, Michael Collins, aus Cork stammt. 
Trotzdem ist das Museum für jeden, der sich für die Geschichte von Cork interessiert, ein Pflichttermin. Neben der Dauerausstellung finden im Museum auch immer wieder interessante kleinere Ausstellungen statt. Momentan lauft z.B. noch eine Multimediaausstellung zum 1. Weltkrieg, der in Irland gerade wieder entdeckt wird, nachdem die Beteiligung Irischer Soldaten und Einheiten seit der Unabhängigkeit totgeschwiegen, und die Veteranen als Verräter angesehen worden war. Außerdem ist momentan noch eine Sonderausstellung zur Kultur der Traveller, und eine sehr interessante Ausstellung über Felskunst aus der Jungsteinzeit zu sehen. Es befindet sich auch noch ein Café im Gebäude, ich habe dieses jedoch nicht ausgetestet. Wenn man jetzt in Betracht zieht, dass der Eintritt frei ist, dann ist dieses Museum eine versteckte Attraktion, die viel mehr Besucher verdient, als momentan vorbeischauen.

Öffnungszeiten:

Montag - Freitag: 11:00 - 13:00 und 14:15 - 17:00

Samstag: 11:00 - 13:00 und 14:15 - 16:00

Sonntag: 15:00 - 17:00

Eintritt: Frei

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

CUII Bono?

Vom Tod einer Stadt - die vergessene Katastrophe von Longarone

Einmal Oslo und zurück - Kurzurlaub mit Color Line