Von Hirnwindungen und krummen Gedanken - Hinter den Kulissen von Thomils Meinungsbude

Was soll das denn jetzt schon wieder? Ein Blog ist doch schon narzisstisch genug, wieso denn auch noch so eine Selbstinszenierung? Keine Sorge, ich werde jetzt nicht die Ballade vom Notleidenden Autor anstimmen, das überlasse ich lieber den mageren Gestalten mit den Hornbrillen, zu engen Jeans und übertriebenen Vollbärten, die man samt Notebook überall da finden kann, wo es Kaffee und ein offenes WLAN gibt. Mein Hauptziel ist hier wirklich nur, zu zeigen, wie so ein Artikel entsteht, und wie das Backend aussieht, mit dem ich bei Blogger.com arbeite. Auslöser war eine Frage via Facebook, auf was man denn achten sollte, wenn man ein Blog erstellen will.
Nun, aller Anfang ist erst einmal gleich. Er sieht so aus:
Nein, eure Internetverbindung ist nicht über den Jordan gegangen, das ist wirklich nur eine leere Seite. Um diese zu füllen, braucht man natürlich ein Thema, über das ihr schreibt, oder auch mehrere. Und das ist der absolute Vorteil eines derartigen Blogs. Euch schreibt keiner vor, was ihr zu schreiben habt, ihr seid euer eigener Chef. Diese Freiheit ist verdammt viel wert, ich habe das vor diversen Jahren selbst feststellen können, als ich Vorstandsmitglied und Pressesprecher eines Chors war, bei dem ich damals auch Mitglied war. Selbst in so einer relativ kleinen Organisation waren die stilistischen Einschränkungen schon beachtlich, mir wird ganz anders, wenn ich bedenke, was Auftragsblogger, etc. vermutlich durchmachen müssen. 
Man sollte sich trotzdem überlegen, auf welches Publikum man abzielt, und seinen Stil entsprechend anpassen. Wenn ein Blog, so wie dieses, reines Privatvergnügen ist, kann man sich schon einmal etwas drastischere Formulierungen erlauben, als wenn man mit dem Blog Werbung für die eigene Firma macht. Sarkasmus ist in so einem Fall auch eher weniger zu empfehlen, obwohl diejenigen, denen der Sarkasmus gilt, in aller Regel so oder so zu vernagelt sind, um ihn zu verstehen. Halbwegs korrekte Rechtschreibung ist in jedem Fall empfehlenswert, auch wenn ich persönlich eher der Meinung bin, dass Rechtschreibfehler als künstlerische Freiheit gelten, und somit grundgesetzlich geschützt sind. 
Über Rechtschreibfehler kann man durchaus noch diskutieren, was jedoch niemals zur Debatte stehen sollte, ist die Recherche. Auch wenn ihr über ein Thema schreibt, mit dem ihr sehr eng vertraut seid, nehmt euch trotzdem die nötige Zeit, um Fakten zu finden, die eure Theorien untermauern. Und greift dabei um Himmels Willen nicht auf Second-Hand-Informationen zurück, sondern sucht wann immer möglich die Primären Quellen heraus. Dies mag einige Zeit dauern, ich arbeite mich z.B. schon seit einem Jahr durch verschiedene Studien zu den tatsächlichen Auswirkungen des Unglücks in Tschernobyl, ist es aber wert, vor allem dann, wenn du einen Standpunkt vertrittst, welcher der allgemeinen Meinung entgegen steht. Ach ja, die Artikel mit ein paar Bildern auszustatten kann auch nicht schaden, zu große Textblöcke wirken oft abschreckend.

Wenn dies alles unter Dach und Fach ist, ist es auch Zeit, sich um den großen Elefanten im Raum zu kümmern: Wo zum Geier soll ich das veröffentlichen? Nun, mit den oftmals einfach zu bedienenden Backends, die Webhoster ihren Kunden heutzutage zur Verfügung stellen, gibt es eigentlich eine fast unbegrenzte Auswahl an Möglichkeiten. Diese Angebote sind jedoch meistens kostenpflichtig. Und auch wenn es eine ganze Reihe kostenfreier Dienste gibt, so machen doch zwei große Plattformen diesen Markt untereinander aus: wordpress.com, und blogger.com, wobei letzterer der Dienst ist, auf dem meine beiden Blogs gehostet sind. 
Zu Wordpress kann ich nicht wirklich viel schreiben, da ich das System, das Backend, und die Bedingungen nicht kenne. Dies soll nicht heißen, das Wordpress ein schlechter Dienst ist, ganz im Gegenteil. Wenn man sich anschaut, wie viele Blogs, und teilweise sogar Websites mit Wordpress erstellt werden, kann man nicht umhin kommen, anzuerkennen, wie leistungsfähig der Dienst ist. Mir fehlt nur schlicht und einfach die Erfahrung.
Bei blogger.com sieht dies anders aus. Der Dienst, der 2005 von Google übernommen wurde, bietet, wie Wordpress mittlerweile auch, ein Rundumpaket an, inklusive Hosting, einem einfachen aber leistungsfähigen Backend, Integration in Google’s eigenes soziales Netzwerk Google+ sowie einer Integrationsmöglichkeit für Google AdSense. Ach ja, Standardmäßig kann Blogger auch mobile Varianten eines Blogs generieren. Dieses Komplettpaket war der Grund, warum ich mich, als ich 2009 mit diesem Blog anfing, für Blogger entschieden habe. Das der Dienst plattformübergreifend funktioniert, da er zu 100% webbasiert ist, ist natürlich ein weiterer beträchtlicher Vorteil. Wie genau man damit jetzt die Produkte seiner Gehirnwindungen auf elektronisches Papier bringt, das schauen wir und gleich mal an.
Diese Übersicht begrüßt einen als erstes, wenn man sich bei Blogger eingeloggt hat. Man sieht die Zugriffszahlen für alle Blogs, die man betreibt, grafisch dargestellt. Etwaige Spikes in den Besucherzahlen, wie z.B. am 20.4.2015 bei diesem Blog lassen sich so leicht finden. Man kann von dieser Seite zwar auch gleich einen neuen Artikel starten, die wirklich interessanten Sachen spielen sich jedoch auf den Detailseiten für die einzelnen Blogs ab. Diese sehen so aus:
Hier findet man die wirklich interessanten Daten. Neben einer weiteren grafischen Besucheranzeige findet man hier auch auf einen Blick noch einmal die Anzahl der veröffentlichten Artikel, ebenso die Anzahl der veröffentlichen Kommentare, und die Anzahl jener Kommentare, die noch zur Veröffentlichung anstehen, falls man die Kommentarfunktion für das eigene Blog aktiviert hat, wie es bei meinen beiden Blogs der Fall ist. Das wichtigste Werkzeug hier ist aber die Menüleiste an der linken Seite. Von hier aus kann man alle weiteren Detailansichten aufrufen. Am meisten benutze ich persönlich logischerweise die Artikelübersicht und den Editor, auch wenn ich mir mittlerweile angewöhnt habe, Artikel offline in einem Schreibprogramm meiner Wahl zu schreiben, und dann den Editor auf blogger.com hauptsächlich noch für Detailarbeiten wie Anpassungen des Layouts und das einfügen von Bildern verwende.
Dies soll nicht heißen, dass der Editor schlecht sei, ganz im Gegenteil. Er ist leistungsfähiger und komfortabler als manche Textverarbeitungsprogramme, und bestimmte Schritte, wie z.B. das einfügen von Links in den Fließtext, oder auch das setzen von Tags für die Artikel, lassen sich einfach am besten in diesem Editor machen. Standardmäßig ist der Editor auf “Verfassen” gesetzt, also ein WYSIWYG-Tool (What you see is what you get). Wer jedoch, wie ein mir bekannter Computerschrauber aus Speyer, so verrückt ist, und den Quelltext direkt bearbeiten möchte, der kann den Editor auch auf HTML umstellen. Ich selbst mache dies ab und an, um z.B. Bilder von Bildagenturen wie Getty Images einzufügen. 
Neben dem Editor ist die Artikelübersicht die zweithäufigste Ansicht, die ich verwende, wenn ich mich um meine beiden Blogs kümmere. Hier hat man alle Blogposts auf einmal im Blick, oder zumindest in handlichen 25er-Häppchen. Besonders praktisch ist hier, dass man auf einen Blick sehen kann, wie oft ein bestimmter Artikel aufgerufen wurde, wie oft er kommentiert wurde, oder wie oft es ein +1 auf Google Plus gab, dem Sozialen Netzwerk von Google. Ja, das gibt es nach wie vor, auch wenn ich es nicht mehr wirklich nutze, die Konkurrenz mit dem gehobenen Daumen ist einfach praktischer. Man sieht auch, welche Artikel schon veröffentlicht wurden, und welche noch im Entwurfstadium sind, auch dies ist recht praktisch, wenn man vor der Entscheidung steht, doch endlich diesen verdammten Artikel über den Besuch in Bristol zu veröffentlichen, oder doch lieber zumindest Spuren eines Soziallebens zu haben
Auch wenn meine Blogs nicht kommerziell sind, sie sind werbefrei, und werden es auch bleiben, so will ich doch einen Überblick darüber behalten, wer sich mein Blog immer so durchliest, und welche Themen besonders gefragt sind. Auch dafür ist blogger.com gut gerüstet, es wäre ja kein echter Google-Dienst, wenn er einen bei Bedarf nicht mit Daten erschlagen könnte. Nun, genau das können die Statistikfunktionen von Blogger. 
Von einer Schnellen Übersicht über Besucherzahlen, abgefragte Artikel und Zugriffsquellen, bis hin zu einem Überblick über die geographische Verteilung der Besucher sieht man auf dieser Übersicht alle wichtigen Daten auf einen Blick. Wobei die geographische Verteilung der Besucher wohlgemerkt immer etwas trügerisch sein kann, wenn User in Deutschland über einen Proxyserver in den USA auf ein Blog zugreifen, dann werden diese logischerweise als US-User gezählt. Ob dies für die betroffenen User erstrebenswert ist, lasse ich einmal diplomatisch außen vor. 
Auch detailliertere Nachforschungen lässt die Statistikfunktion von Blogger zu. Aufgrund der Fülle der Daten glaube ich fast, dass man es dabei mit einer für Otto Normalblogger angepassten  (also vereinfachten) Version von Google Analytics zu tun hat, logisch wäre es für eine Google-Tochter auf jeden Fall. So kann man nicht nur sehen, von welchen Ländern die Zugriffe erfolgen, sondern auch von welchen Systemen, und mit welchen Browsern. Kleine Vorwarnung, die Ergebnisse können einen Teilweise etwas verwirren, ich frag mich immer noch, ob es wirklich angehen kann, dass 59% meiner Leser Linux-User sind. 
Auch eine detaillierte Übersicht über die Suchbegriffe, die auf dieses Blog verwiesen haben, ist teilweise sehr interessant, und kann teilweise überraschende Ergebnisse zu Tage fördern. Das man auch noch einmal detailliert aufgeschlüsselt sehen kann, welche Artikel besonders beliebt sind, muss ich glaube ich nicht noch einmal extra erwähnen, oder?
Die besten Artikel mit den besten Bildern helfen nix, wenn das Blog aussieht, wie eine schlecht gemachte Website aus den frühen 1990er Jahren, also so wie die durchschnittliche Website von bekennenden Mitgliedern der Aluhut-Fraktion. Ein vernünftiges Seitenlayout ist Pflicht, ebenso wie ansprechende Hintergrundgrafiken, und ein angenehm zu lesendes Schriftbild. Man sagt zwar immer, dass der Inhalt das wäre, was zählt, aber auch die Optik muss stimmen. Auch hier hat Blogger eine ganze Reihe von Gestaltungsoptionen.
Am einfachsten kann man sein Blog optisch ansprechend gestalten, in dem man eine der diversen Vorlagen verwendet, die Blogger von Haus aus anbietet. Es wird zwar gerne mal behauptet, dass derartige Vorlagen ungefähr den Kreativen Anspruch einer Wohnzimmereinrichtung von IKEA haben, gerade wenn man sich auf den Inhalt konzentrieren will, können diese Vorlagen aber ein schneller Weg sein, ein grafisch ansprechendes Blog auf die Beine zu stellen.
Neben einfachen statischen Vorlagen kann man auch dynamische Vorlagen verwenden, die es den Besuchern ermöglichen, selbst das passende Layout zu wählen. Diese Dynamische Vorlage benutze ich, etwas modifiziert durch Einsatz eines anderen Hintergrundbildes selbst bei meinen beiden Blogs. Dort stehen dann Ansichten wie Magazin (meine Standardansicht), Flipcard, Timeline, oder Sidebar zur Auswahl.
Der Text an sich sollte bei einem Blog immer Priorität haben. Es kann aber trotzdem erforderlich werden, weitere Elemente unterzubringen, so z.B. Rechtliche Hinweise, um den gesetzlichen Normen archaischer Gesellschaften wie z.B. Deutschland oder Österreich gerecht zu werden, Links zu Websites, die unverzichtbare Übersicht über Tags bzw. Labels, oder den eben so unverzichtbaren Like-Button für Facebook, bzw. den +1 Button für Google Plus. Dies lässt sich ganz bequem über die Layout-Seite bei Blogger anpassen. Zusatzfunktionen, wie der +1 Button, oder eben die Labelübersicht, bei Blogger “Gadgets” genannt, lassen sich da ganz einfach im Baukastensystem zusammensuchen und einfügen. Bei den statischen Vorlagen sind diese dauerhaft am rechten bzw. linken Seitenrand zu sehen, während sie bei den dynamischen Ansichten unauffällig am rechten Rand verschwinden, sofern man nicht mit der Maus darüber fährt. So etwas habe ich z.B. auch bei meinem eigenen Blog im Einsatz.

Viel mehr will ich über das Tool auch nicht sagen, ich hab schon genug geschrieben. Es gibt aber noch ein paar Punkte, die ich erwähnen will. Dabei geht es hauptsächlich um den Einsatz von Bildern in Blogs, und wie man dies in meinen Augen am besten macht.
Wenn man ein Blog anlegt, erhält man automatisch eine bestimmte Menge an Speicherplatz für Bilder, etc. dazu. Das hochladen von Bildern geht dabei ganz bequem über den Editor. Wenn man die gleichen Bilder jedoch auf verschiedenen Blogs, und eventuell auch noch auf eine Website einsetzen will, sollte man sich überlegen, ob man nicht noch zusätzlich bei einem dezidierten Bilderhoster wie Flickr einen Account einrichtet, und eventuell sogar noch Speicher hinzukauft.
Wenn man häufig über das aktuelle Zeitgeschehen berichtet, kann es auch nicht schaden, einmal einen Blick auf Bilddatenbanken wie Getty Images zu werfen. Wie ich bereits früher auf diesem Blog berichtet habe, stellt Getty Images einen beträchtlichen Teil der Bilder in ihrem Fundus zum einbetten in nichtkommerziellen Blogs zur Verfügung, und gibt einem so Zugriff auf eine extrem umfangreiche Bilddatenbank, die ich mittlerweile gerne nutze.
Wer lieber auf eigenes Bildmaterial zurückgreifen will, dem kann ich nur raten, eine vernünftige Kamera zu verwenden. Ich will dabei weiß Gott nicht leugnen, dass die Kameras, die heutzutage in Smartphones aller Art verbaut sind, teilweise extrem leistungsfähig sind, und teilweise Kompaktkameras alt aussehen lassen, eine dezidierte Kamera zu haben, hat aber trotzdem diverse Vorteile, allein schon weil der Akku des Smartphones geschont wird. Ich selbst nutze eine Fujifilm Finepix HS20EXR, eine sogenannte Bridgekamera, die von außen an eine DSLR erinnert, bei der das Objektiv jedoch fest mit dem Gehäuse verbunden ist. Wer lieber mit einer Kompaktkamera arbeitet, oder doch lieber eine vollwertige DSLR einsetzen möchte, dem kann ich nur sagen: nur zu! Gerade bei Außeneinsätzen ist jedoch eine gute Kameratasche Pflicht.
Die primäre Bildquelle für dieses Blog - Meine Fujifilm Finepix HS20EXR - Bildmaterial des Herstellers
Ich sollte mich jetzt aber langsam wirklich mal einbremsen, ich hab wirklich schon verdammt viel zu diesem Thema geschrieben. Auch wenn dass meiste eher um Tools, etc. ging, so ist auch bei einem Blog das wichtigste immer noch die Idee, die dahintersteckt. Schreibt über Themen, die euch liegen, in einem Stil, der euch passt, und vor allem, verstellt euch nicht. Das wichtigste Werkzeug befindet sich hier nicht auf einer Website oder einem Computer, sondern zwischen euren Ohren.

Kommentare

  1. Hallo Thomas,

    sehr informativ, klasse auch die gute Einstellung zum Thema. Kann ich als Webmaster nur bestätigen.
    Weiter so! ;-)

    Grüße aus Frankfurt am Main von
    Michael

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

CUII Bono?

Vom Tod einer Stadt - die vergessene Katastrophe von Longarone

Einmal Oslo und zurück - Kurzurlaub mit Color Line