Ein Ruf zu den Waffen

"All dies ist schon einmal geschehen, und all dies geschieht irgendwann wieder."

Ganz offen, ich hätte nicht gedacht, das ich so etwas noch einmal sehe; das ich noch einmal miterleben muss, wie in Deutschland gezielt Stimmung gegen eine Religion gemacht wird, und wie die Mehrheit, wieder einmal, schweigend wegschaut. Ich frage mich wirklich, ob wir als Nation, als Volk, so wenig aus unserer eigenen Geschichte gelernt haben, das wir so etwas einfach zulassen können.
Sie nennen sich PEGIDA, oder AfD, und sehen sich als die "Mitte" der Gesellschaft. Sie sehen Deutschland einer Welle der Überfremdung gegenüber, und beschwören eine bevorstehende Übernahme Deutschlands, ja aller Europäischen Länder, durch den Islam herauf. Eine Übernahme, die durch eine unheilige Verschwörung der Regierung, der "Linken", der sogenannten Systemmedien, und, natürlich, der USA und der EU voran getrieben wird, um die "anständigen" Europäischen Bürger zu unterdrücken, zu versklaven, und schlussendlich auszulöschen. 
Dabei sehen Sie sich als Wächter der Europäischen Aufklärung, bezeichnen sich als tolerant, und streiten vehement ab, Rassisten zu sein. Und doch sind sie die Boten eines Geistes, der unser Land, der ganz Europa bereits einmal in den Abgrund gerissen hat, eines Geistes, den man eigentlich für verbannt gehalten hatte.


Und doch weht seit einigen Jahren wieder ein kalter, harter Wind durch die Straßen, geschürt von einem wachsenden Unverständnis für die Welt um uns herum, und von einer immer größeren Unsicherheit über die eigene Existenz. Diese Unsicherheit, dieses Unverständnis, wird immer wieder geschürt durch die angebliche Verschwendung von Steuergeldern für die Unterstützung von Flüchtlingen, oder für die Stabilisierung der Wirtschaft in der Europäischen Union. Warum, fragen sich diese Menschen, sollen wir für etwas zahlen, was wir nicht verbockt haben?
Die immer stärker aufflammende Gewalt im Mittleren Osten, in der Levante, in Nordafrika oder in Zentralasien, zusammen mit einer Welle von Terroranschlägen, die sich seit dem 11. September 2001 über die westliche Welt ergossen hat, schafft bei diesen Menschen zusätzlich noch ein Gefühl der immer präsenten Bedrohung, das durch den Eindruck vermeintlich ausufernder Gewalt durch die Nachkommen von Gastarbeitern oder Flüchtlingen aus der Levante noch verstärkt wird. 
Diese Kombination aus Unverständnis und der daraus entstehenden Wut über die Wirtschaftliche Lage Europas, und der diffusen Angst vor einer Bedrohung von außen hat Deutschland schon einmal erlebt, in den Jahren der Weimarer Republik. Und genau wie damals auch profitieren auch heute wieder die Radikalen Kräfte an beiden Enden des politischen Spektrums davon, die den Kampf auf die Straße tragen. Uniformierte, die in Reih und Glied durch die Straßen marschieren, und sich mit ihren Gegnern Feuergefechte liefern, so etwas ist jetzt, in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts, nach zwei katastrophalen Weltkriegen, nicht mehr denkbar. Stattdessen hüllen sich diejenigen, die das Banner des übertriebenen Nationalismus, ja des Rassismus hochhalten, in die Fahne des Friedens, und der sogenannten Demokratie. 
Doch nichts anderes als Rassismus, als Hass ist es, was PEGIDA antreibt, ebenso wie die anderen Initiativen gegen "Überfremdung." Der Hass ist offensichtlich, wenn man sich die Parolen anschaut, das auftreten, oder die Reaktion auf die kleinste Kritik an ihrer angeblich gemäßigten Weltanschauung. Der Hass ist offensichtlich, wenn Gewalt gegen Andersdenkende, wenn Brandanschläge auf Unterkünfte für Asylbewerber verharmlost werden. Der Hass ist offensichtlich, wenn Phrasen und Vorurteile, die bereits in den 1920ern und 1930ern zur Legitimierung von Volksverhetzung und Ethnischer Gewalt verwendet wurden, ohne mit der Wimper zu zucken, wieder verwendet werden. Wechselt bei den Forderungen von PEGIDA oder ähnlichen Gruppierungen einmal den Islam durch das Judentum aus, und ihr werdet sehen, was ich meine. Der Hass ist offensichtlich, wenn sich die Unterstütze von PEGIDA von den sogenannten "Systemmedien" abwenden, und Interviews, und den Diskurs mit dem politischen Gegner verweigern, da ja alles so oder so eine Verschwörung "der da oben" sei. Bizarrerweise sind sich diese Leute jedoch nicht zu schade, die Kommentarbereiche eben dieser Systemmedien zu fluten, und ihre Sicht der Welt mit einer Aggressivität zu vertreten, die einen verwundert. Andererseits hat man mit jedem Post, der gelöscht wird, weil sich der Poster im Ton vergriffen hat, wieder ein "Beweisstück" mehr für die "Verschwörung" in der Hand.
Bezeichnend ist es auch, das diese Friedensapostel sich ausgerechnet die Nation als Schutzmacht auserwählt haben, die als erste seit der Sudetenkrise 1938 mit Militärgewalt und inszenierten Unruhen ihr Territorium ausgedehnt hat. Russland, und der Russische Präsident Vladimir Putin, betrachten diese Menschen als Lichtgestalt, und hier haben Sie auf einmal auch kein Problem, einem staatlich kontrollierten Sender, Russia Today, nicht nur Interviews zu geben, sondern die Meldungen auch für bare Münze zu nehmen. Siehe da, auf einmal ist die Annexion fremden Staatsgebietes ein Schlag gegen den "Faschismus", und die Ukraine auf einmal ein purer Hort des bösen, und ein Fremdkörper.




Man könnte fast meinen, diese Loyalität gegenüber dem Ex-KGB-Mann in Moskau rührt daher, das eine derartige Führergestalt in Westeuropa nicht denkbar ist. Das in Russland die Menschenrechte immer mehr mit Füßen getreten werden stört diesen Menschenschlag nicht. Ganz im Gegenteil, für die ist es sogar ein gutes Zeichen, schließlich "räumt da endlich mal jemand auf, das könnte hier auch nicht schaden", um den allgemeinen Tenor hierzu zu zitieren.


"All dies ist schon einmal geschehen, und all dies geschieht irgendwann wieder."

Und wo ist die schweigende Mehrheit hier? Nun, wie der Name schon sagt, sie schweigt. Die Ältere Generation sorgt sich um ihre Rente, hegt sogar teilweise heimliche Sympathien für die wiedererstarkenden Braunhemden, während der immer mehr schwindende Junge Teil der Bevölkerung, Schulabgänger, und Studenten, versuchen, in der verkorksten Gesellschaft, die von den selbsternannten Leistungsträgern, die sich jetzt in der AfD und anderen derartigen Organisationen zusammenrotten, überhaupt erst verunstaltet wurde, zu überleben, und sich eine Existenz aufzubauen. Wer klug ist, verlässt das Land, viele meiner Kollegen hier in Irland haben, wenn auch auch verschiedenen Gründen, diesen Weg gewählt. Diejenigen, die in Deutschland bleiben, versuchen, über die Runden zu kommen, und entfliehen der Realität immer mehr in einen extremen Medienkonsum, oder in die selbstgeschaffene innere Emigration einer neuen Biedermeier-Zeit. Jeder werkelt vor sich hin, eine Gemeinschaft gibt es immer weniger.
Dies stärkt natürlich die radikalen Elemente immer weiter, wiederum an beiden Enden des politischen Spektrums. Denn auch am Linken Ende gewinnen Radikale Elemente immer mehr Zulauf, was sich bei denn immer wieder in Gewalt ausartenden Gegendemonstrationen gegen PEGIDA-Aufmärsche oder ähnliche Veranstaltungen merkt. Für die neuen Braunhemden ist dies natürlich wiederum ein gefundenes Fressen, können sie sich so weiter als Unschuldslämmer positionieren, und den Mythos des bedrohten Abendlandes weiterspinnen. 
Gerade jetzt ist es jedoch wichtig, das sich die aufgeklärten, toleranten Menschen dieses Landes zusammenfinden, und sich gegen diejenigen stellen, die mit Gewalt einen Keil in die Gesellschaft treiben, und diese spalten möchten. Nur mit einem gemeinsamen Aufbäumen gegen die radikalen Elemente in Deutschland, und auch in Europa, können wir es schaffen, das Schreckgespenst des Rassismus dahin zu verbannen, wo es hingehört: in die Geschichtsbücher. 
Warum werde ich hier so direkt, werden sich manche fragen. Sollte eine tolerante Gesellschaft nicht auch abweichende Meinungen und Philosophien tolerieren können? Nun, wenn diese Philosophie dazu geführt hat, das Europa zwei mal innerhalb von 50 Jahren um ein Haar ruiniert wurde, dann ist es schlicht und einfach eine Frage des Selbstschutzes, wenn es darum geht, einer weiteren Wiederholung einen Riegel vorzuschieben. Wir sind schlicht und einfach nicht mehr in der Position, diesen Kontinent noch einmal aus der Asche eines Krieges wieder aufzubauen, egal von wem er geführt wurde. Unter dem Deckmantel des "Friedens" beschwören die Unterstütze von PEGIDA einen derartigen Krieg jedoch wieder herauf, mehr noch, mit ihrer dauernden Agitation gegen eine bestimmte Religion bereiten Sie den Boden für eine weitere ethnische Katastrophe vor, und dies muss definitiv verhindert werden. 

"All dies ist schon einmal geschehen, und all dies geschieht irgendwann wieder."

Dieser Satz ist nur Fiktion, entnommen aus der genialen Neuinszenierung der Science-Fiction-Serie Kampfstern Galactica im Jahr 2003. Und doch liegt es an uns allen, dafür zu sorgen, das dieser Satz Fiktion bleibt. Eine neue Zeit der Finsternis wirft ihre drohenden Schatten über Deutschland, über ganz Europa. Jeder einzelne von uns muss dafür sorgen, das der Zyklus aus Kriegen und ethnischen Säuberungen, der seit dem Kollaps des Römischen Reiches Europa heimgesucht hat, unterbrochen wird. Und jeder einzelne von uns kann auch etwas dagegen tun. 
Stellt euch dem immer stärkeren rassistischen Zeitgeist entgegen, öffentlich, wie auch im privaten. Sucht den Kontakt mit Menschen anderer Herkunft, steht füreinander ein. Hinterfragt diejenigen, die der Meinung sind, alle Probleme der Welt auf eine Gruppe Menschen reduzieren zu können. Engagiert euch in der Gesellschaft, und ganz wichtig auch in der Politik. Es darf nicht noch einmal passieren, das sich die Politik immer mehr von der Mehrheit der Bevölkerung abkoppelt während die Rattenfänger auf den Straßen herrschen. Und lasst euch sehen, steht für ein freies, tolerantes, aufgeklärtes Europa ein. Dies ist der Ruf zu den Waffen, den ich im Titel dieses Artikels erwähnt habe. Die Schweigende Mehrheit darf nicht länger Schweigen. Nur so können wir es verhindern, das Deutschland wieder in die Abgründe der Vergangenheit abrutscht, und den Rest Europas mitreisst. Es liegt allein in unserer Hand!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

CUII Bono?

Vom Tod einer Stadt - die vergessene Katastrophe von Longarone

Einmal Oslo und zurück - Kurzurlaub mit Color Line