Manchmal klapp's auch mit der Verlängerung - Flugplatzfest in Speyer

Es gibt Orte, die fallen einem sofort ein, wenn man an Flugzeugbau in Deutschland denkt. Hamburg Finkenwerder mit seinem Riesigen Airbus-Werk, Oberpfaffenhofen als Heimat von Dornier, oder das Eurocopterwerk in Donauwörth. Speyer taucht in dieser Liste nicht allzu häufig auf. Zu Unrecht, denn ohne die PFW Aerospace, die ihr Werk am Flugplatz hat, wären viele Airbusse flügellahm, da essenzielle Rohrleitungen in Speyer hergestellt werden.
Auch ansonsten ist der Flugplatz Speyer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, nicht zuletzt durch die Geschäftsfliegerei und den Speyerer "Home Carrier" Silver Cloud Air mit seiner Flotte aus vier Geschäftsjets.
Das die bisherige Runwaylänge von 1280 Metern für derartige Aufgaben etwas knapp bemessen war, das ist eigentlich offensichtlich. Also begann der Flugplatzbetreiber bereits vor Jahren mit der Planung einer Landebahnverlängerung, um den Flugbetrieb in Speyer sicherer zu machen. Aus 1280 Metern sollten 1600 Meter werden.
Natürlich gingen die Umweltschützer und Einbildungsbürger in Speyer sofort auf die Barrikaden, es ging das Wort vom "Lärmterror" um, und man malte schon Visionen von großen Verkehrsjets, die im Tiefstflug am Dom vorbei donnern würden. Das ging so weit, das die "Bürger"initiative auf ihrer Website das Bild einer startenden Boeing 747 am Flugplatz Speyer postete, um ihre These zu untermauern. Es handelte sich dabei genau um jene Boeing 747-200, die dem Technik Museum Speyer von Lufthansa gespendet worden war und nun auf Stelzen auf dem Museumsgelände steht.
Gott sei dank haben sich dann doch vernünftigere Menschen durchgesetzt, und so begann vor ca. zwei Jahren der Bau der Landebahnverlängerung. Am ersten Septemberwochenende 2011 war es dann soweit: Die verlängerte Bahn mit einer Gesamtlänge von 1677 Metern wurde eröffnet.
Der Flugplatzbetreiber ließ es sich in dem Zusammenhang nicht nehmen, ein Flugplatzfest zu veranstalten. Wer mich kennt, der weiß das ich bei so einer Gelegenheit nicht nein sagen kann. Und so schlug ich einmal mehr in Speyer auf. Am Samstag ließen wir den Flugplatz links liegen, es war schlicht und einfach zu warm. Auch so bekam man genug mit von den Aktivitäten am Flugplatz, schließlich kurvten die ganze Zeit verschiedenste Flugzeuge in der Luft rum, von UL-"Luftmopeds" über die unvermeidlichen Cessnas, Pipers, etc. bis hin zum größten Doppeldecker der Welt, der Antonov An-2 und DEM Amerikanischen Jäger des 2. Weltkriegs, der North American P-51D Mustang. Was für ein Sound!!!
Am Sonntag morgen war es dann soweit. Während es draußen noch diesig war ging es runter zum Flugplatz. Auf dem Gelände der PFW Aerospace, ehemals Pfalz Flugzeugwerke standen diverse Reminiszenzen an die "Große" Zeit des Unternehmens, als in Speyer Komponenten für Starfighter, Noratlas, und andere Rüstungsprojekte in den 1960ern gefertigt wurden. In dieser Zeit beherbergte Speyer sogar eine Endmontagelinie für die Fertigung des Sikorsky CH-53G. Die F-104, die als Andenken an diese Zeit auf dem Firmengelände steht, hat allerdings definitiv schon bessere Zeiten gesehen.
Von nun an werd ich allerdings erstmal Bilder sprechen lassen.







Eines gleich mal vorweg gesagt: Wer glaubt das es in Speyer ähnlich zuging wie in Farnborough, Le Bourget, Fairford oder den anderen großen Air Shows, der liegt vollkommen daneben. Das ganze hatte eher den Charme eines Sommerfestes bei einem mittelständischen Unternehmens, die Atmosphäre war fast familiär. Trotzdem wehte ab und an der Hauch der großen Weiten Welt über den Flugplatz. Dafür sorgte nicht zuletzt D-IMAX, ein Privatjet vom Typ Cessna Citation CJ2. Sie gehört der Speyerer Bedarfsfluggesellschaft Silver Cloud Air, und ist eine von vier Maschinen in der Flotte. Diese Jets waren einer der Gründe für die Landebahnverlängerung, schließlich wurde dadurch der Sicherheitsspielraum bei Starts und Landungen erheblich vergrößert.
Silver Cloud Air hatte die D-IMAX zur Feier des Tages aus dem Flugbetrieb genommen und zur Besichtigung ausgestellt. Da die Preise pro Flugstunde für mich jenseits von Gut und Böse sind war das wohl die beste Gelegenheit, einen solche  Bizjet von innen zu sehen. Natürlich hab ich mir das nicht entgehen lassen.











Nach einem kleinen Ausflug in die Business Aviation ging es weiter über die Flight Line und das neue Vorfeld des Flugplatzes. Dieses war zeitgleich mit der Runwayverlängerung gebaut worden und bot nun endlich die Möglichkeit, größere Flugzeuge vernünftig zu parken. Hinter der Citation waren noch einige kleinere Maschinen abgestellt, hauptsächlich Ultralights und Oldtimer. Von hier aus starteten allerdings auch die diversen Rundflüge, vom "Russenbomber" Antonov An-2, über die Piper Archer bis hin zur Piaggio 149-D, was zu einigen sehr interessanten "Verknotungen" auf dem Vorfeld führte. (Ey Alda, nimm deine Piper da weg!!)











Mittlerweile war mir ein sehr interessantes Schild aufgefallen. Die Piaggio stand für Rundflüge zur Verfügung! Die Maschine war grad in der Luft, aber nachdem 90€ den Besitzer gewechselt hatten, hielt ich ein entsprechendes Ticket in der Hand. Kurz danach kam D-EOAO wieder rein und landete. Leider mussten wir trotzdem noch warten, da noch eine Fallschirm-Vorführung anstand. Also blieb uns nicht anderes, als dieses abzuwarten.
Dann ging es endlich los. Die Piaggio P149-D ist als Tiefdecker ausgelegt, womit das Einsteigen über die Tragflächen recht akrobatisch ist für jemanden in meiner Gewichtsklasse. Nach einem kräftigen Ruck stand ich dann allerdings auf selbiger und ließ mich ins Cockpit gleiten. Man sah der Maschine ihre Vergangenheit als Ausbildungsflugzeug der Bundesluftwaffe klar an. Auf Komfort war sie jedenfalls nicht ausgelegt. Trotzdem entpuppte sich der Sitz als überraschend bequem. Mein Vater hatte sich bereits auf dem Rücksitz platziert, wodurch mir der Copilotensitz übrig blieb. Kaum war ich drin machte der Pilot 'nen letzten Rundgang, schwang sich in den Pilotensitz, und startete den Motor. Vorbei am PFW-Gelände ging es zur Runway.

























Der Flug ging leider viel zu schnell rum. Wir hätten noch viel länger über Hockenheim oder Schwetzigen kreisen können. Das freundliche Angebot des Piloten, eine Parabel zu fliegen habe ich dann aber doch abgelehnt. Was auf jeden Fall auffällgi war ist wie unmittelbar man die einzelnen Komponenten der Maschine gehört oder gespürt hat. Sei es der dezente Treibstoffduft der vom Triebwerk nach hinten waberte, der rasante Höhengewinn als im Landeanflug die Klappen ausgefahren wurden, oder das Fahrwerk. Während dieses bei Verkehrsflugzeugen allenfalls ein Pochen von sich gibt wenn es ein-, und ausgefahren wird, verursacht dies bei der Piaggio ein kräftiges *KLONK* das man genau so spürt wie hört. 
Nach dem Flug war es auch Zeit, mich aus dem Staub zu machen. Einige Fahrgäste im ICE nach Frankfurt haben sich mit Sicherheit gefragt, wo auf einmal der Geruch nach Flugbenzin herkam... Kein Kommentar meinerseits!

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