New York, New York, Teil 2 - Aufwachen in der Stadt die niemals schläft

Als ich am nächsten Tag in New York aufwachte fühlte ich mich zuerst wie gerädert. Der Flug hatte mich anscheinend mehr mitgenommen als ich dachte. Nachdem ich mich sortiert und frisch gemacht hatte war meine erste Reaktion, einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Okay, zugegebenermaßen, Preise wird dieser Ausblick nie gewinnen, aber dafür war ich wie schon erwähnt, mitten im Herzen von Lower Manhattan.





Dann ging es raus, und kaum war ich aus dem Hotel draußen fühlte ich mich als wäre ich gegen eine Wand gelaufen. Es war noch nicht mal halb Zehn und schon lag die Temperatur bei über 28 Grad, bei einer Luftfeuchtigkeit von 80%. Ich kannte daher erstmal nur eine Richtung. Durch die Battery Park City zum Wasser. Dies entpuppte sich als geniale Entscheidung, denn im Schatten der Wolkenkratzer des World Financial Center verbarg sich mit der North Cove Marina ein wahres Kleinod. Nicht nur das es hier kühler war als im Rest der Stadt, durch die Nähe zum Wasser ging immer ein Luftzug der das ganze noch  einmal erträglicher machte.
Nach einem typisch amerikanischen Frühstück (Starbucks ;-) ging es den Battery Park entlang zur Südspitze von Manhattan Island. Der Weg führte immer am Hudson River entlang, und wenn man nicht auf die Freiheitsstatue im Hintergrund achtete wirkte die Battery Park City fast wie eine moderne Europäsische Stadt am Mittelmeer.












An der Südspitze Manhattans angekommen ging es dann mit der U-Bahn nach Norden. Mein Ziel war der Times Square, da ich von dort weiter zur USS Intrepid laufen wollte. Ich sag's ganz ehrlich: Die Subway war ein Schock! Die Bahnhöfe sind dunkel, die Bahnsteige eng, und die Verkleidung mit Fliesen wirkt auch nicht besonders angenehm. Dazu kam im August noch die extrem stickige und heiße Luft die sich im Laufe des Sommers da unten gesammelt hatte. Im starken Kontrast dazu waren die U-Bahn-Wagen auf konstant 20 Grad runtergekühlt, was zu dem Gefühl führte, in einen Kühlwagen einzusteigen. Einer dieser Kühlwagen brachte mich zum Times Square. Ich sag nur einmal und nie wieder. Der Platz ist einfach zu überlaufen. Allerdings war der Times Square für mich auch nur Durchgangsstation. Mein Ziel lag am Westlichen Ende der 42nd Street im Hudson River. Kaum aus der Subway draußen bog ich in die Richtung ab die ich als Westen eingestuft hatte. Am Ostende des Bryant Park dämmerte mir langsam das ich in der falschen Richtung unterwegs war, also 180° Wende und ab in die andere Richtung!



Nach ca 15 Minuten Fußmarsch durch die drückend schwüle Luft lag der Hudson River vor mir. Die Hitze der Innenstadt wurde durch den Frischen Wind etwas erträglicher. Mein Ziel war nicht zu übersehen, 266 Meter Schlachtschiffgrau gestrichener Stahl im Fluss sind aber auch nicht zu übersehen. Es war die USS Intrepid, der 3. Flugzeugträger der Essex-Klasse und ein Veteran des 2. Weltkrieges im Pazifik. Hier hatte die "Fighting I" sich den Ruf als "am meisten getroffener Träger der Navy" erarbeitet, war von nicht weniger als fünf Kamikazefliegern getroffen worden. Trotzdem hat sie es gedschafft bis in unsere Zeit durchzuhalten, obwohl viele ihrer Schwesterschiffe mittlerweile zu Rasierklingen oder künstlichen Riffe verarbeitet wurden.
Nach einem schnellen Mittagessen am Pier an der 44th Street ging es einen Pier weiter zum Intrepid Air and Space Museum. Die Schlange vor dem Museum war ein Hinweis darauf, wie populär dieses Museum auch bei Einheimischen ist. Nach 15 Minuten war ich dann durch, und es ging an Bord.
Wenn man die Treppen zur Gangway hochgeht, fühlt man sich schier erschlagen von der Größe des Schiffes. Es scheint unglaublich das die Intrepid fast 70 Meter kürzer ist als einer der aktuellen Träger der Nimitz-Klasse.
Die Austellung selbst war sehr gut gestaltet, und im Gegensatz zu vielen europäischen Museum war hier auch ein beträchtlicher Teil der Austellungsfläche kindgerecht gestaltet. Weniger kindgerecht war die Multimedia-Vorführung im Mittleren Bereich des Hangardecks, an der Stelle an der am 25. November 1944 zwei Japanische Kamikazebomber eingeschlagen waren. Die Kombination aus Beleuchtungseffekten, Nebelmaschinen, und den Schiffsirenen war für einige kleinere Besucher zuviel. Für den Rest der Tour lasse ich lieber Bilder sprechen.




















Nachdem ich die zugänglichen Unterdecksbereiche des Schiffes durchstöbert hatte war es Zeit, an Deck zu gehen. Natürlich bin ich nicht über eine der externen Gangways gegangen sondern hab mich über die Treppen innerhalb der Insel nach oben gearbeitet. Das ist wenigstens stilecht! Auf dem Flugdeck angekommen verpasste mir die schwüle Luft erst mal einen Schlag in die Magengegend. Die Getränkeautomaten neben der Luke waren an dem Tag wirklich ein Geschenk der Götter.
Das Flugdeck selbst entspricht nicht mehr dem Originalzustand der Intrepid während ihrer Dienstzeit. Damals war das Deck nämlich aus Holz, genauer gesagt Teakholz, selbst als schon längst Düsenjets von diesem Deck operierten, deren Abgasstrahlen diverse hundert Grad oder noch heißer waren.
Auch wurden die Fangseile und Katapulte komplett entfernt. Beides ist aus Gründen der Unfallverhütung durchaus verständlich, leider fehlten hierdurch wichtige Referenzpunkte auf dem Flugdeck. Die genaue Lage der Fangkabel wäre nämlich wirklich interessant gewesen. So aber konnte man nur raten wo die Maschinen mit über Zweihundert Km/h auf das Deck geprallt waren.
Mittlerweile war ich reif für die Insel... nein, nicht Hawai´i, gemeint ist die Insel auf der USS Intrepid, so bezeichnet man bei Flugzeugträgern den Aufbau mit der Kommandobrücke, den Radarantennen, und der Flugkontrolle. Normalerweise ist die Insel der einzige Teil des Trägers der über das Flugdeck hinausragt. Leider waren nur einige Teile der Insel zugänglich. Gerade die PriFly, die Primary Flight Control, also der Kontrollturm der Intrepid war off Limits. Dafür konnte man die Gefechtszentrale (CIC) und beide Brücken besichtigen. Nirgendwo war die Herkunft dieses Schiffes aus dem 2. Weltkrieg offensichtlicher als hier. Alles wirkte klein, gedrängt, und sehr rustikal. Umso unglaublicher das es die Intrepid bis zuletzt schaffte, Auszeichnungen als bestes Schiff der Flotte zu bekommen und bei Flugoperationen mit ihren zwei Katapulten die Maschinen schneller in die Luft zu bekommen als ihre Nachfolger, die Superträger der Forrestal-, und Nimitz-Klasse.



Langsam wurde es Zeit, die Intrepid zu verlassen. Die Luft wurde immer schwüler (sofern das überhaupt möglich war), und der Himmel hatte begonnen, sich zuzuziehen. Ich hielt es daher für besser, mich langsam zurück zum Hotel zu begeben. Ich wollte eigentlich Stilecht über den Backbord-Flugzeugaufzug zurück zum Hangardeck, leider ging das nicht nur runter zum Hangardeck, sondern ohne Umschweife gleich wieder zurück, so das mir nur die Gangway blieb.




Neben der Intrepid umfasst das Museum noch zwei weitere Großexponate, eine Concorde der British Airways, und das Raketen-U-Boot USS Growler. Die Concorde lässt sich nur von außen besichtigen, und die Schlange an der USS Growler war mir eindeutig zu lang. Das eindringlichste Exponat war jedoch ein unauffälliges Stück Stahl das am Ende des Piers aufgestellt war. Es stammte vom World Trade Center.




Kaum Im Hotel angekommen zeigte sich, das es die Richtige Entscheidung gewesen war, gleich kehrt zu machen. Es fing an, kräftig zu regnen. Außerdem hatte die Luft mich fertig gemacht. Ich entschied mich also, für heute Schluss zu machen und meine Tour morgen früh fortzusetzen. Spät genug am Abend war es ja schon.

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